Geschichte
1916 begannen Heinrich und Elisabeth Günther, geb. Frey, mit einem Gottesdienst und Sonntagschule (Kindergottesdienst) in ihrer Mühle in Winden. Das Ehepaar kaufte 1922 die Hardtmühle in Kandel und begann gleich mit Gottesdienst und Sonntagschule im Wohnzimmer. Durch die Mühle wurde Heinrich Günther in Kandel und Minfeld schnell bekannt, was er missionarisch umsetzte. Die Leute, die in die Mühle kamen, lud er zum Gottesdienst ein. Er ging aber auch jeden Samstag in Minfeld und Kandel in manches Haus und lud zum Gottesdienst und zur Sonntagschule ein und verteilte die „Friedensglocke“, ein missionarisches Blatt.
Die Gottesdienste fanden 14-tägig am Sonntagnachmittag um 15 Uhr statt und wurden von Pastoren und Laienpredigern der Gemeinde Pirmasens gestaltet. Der 2. Pastor des Bezirks Pirmasens (Pastor Simon) wohnte in der Poststraße in Bad Bergzabern, und betreute die Außenstationen in Nothweiler, Erlenbach, die Windener Mühle und die Hardtmühle in Kandel. Der Gottesdienstbesuch schwankte zwischen 20-30 Personen. Zu besonderen Anlässen waren es noch mehr.
In der Familie Günther spielte die Musik und der Gesang schon immer eine wichtige Rolle. So hatte die Gemeinde sehr früh einen Chor. Bereits 1926 durfte Johannes Günther als 8-jähriger die zweite Stimme in diesem Chor mitsingen. Seit 1925 wurden im Gasthaus „Zum weißen Bären“ in Kandel jedes Jahr eine Evangelisation abgehalten, die gut besucht waren. Später fanden diese Veranstaltungen im „Pfälzer Hof“ statt.
Das Ehepaar Heinrich und Elisabeth Günther hatte fünf Kinder, der Onkel in Winden hatte sieben Kinder, die alle in die Sonntagschule und die Jugend kamen, teilweise auch in den Chor. Auf Prediger Simon folgte Prediger Knieriem. Dann kam Prediger Mener nach Bad Bergzabern und hielt Gottesdienste und Kirchlichen Unterricht auf der Hardtmühle. Besondere Feste wurden in der methodistischen Kapelle in Bad Bergzabern gefeiert. Bereits Anfang der 30er Jahre besaß Pastor Mener ein Auto und holte von verschiedenen Ortschaften die Sängerinnen und Sänger zur Chorprobe ab, sowie die Jugendlichen zur Jugendstunde.
Prediger Emil Schaller, noch ledig, wurde Mitte 1934 in Landau stationiert und wohnte in der Bismarckstraße bei Fräulein Marie Mann.
„Zur Zeit von Prediger Schaller“, so die Erinnerungen von Elisabeth Rödel, geb. Günther, „war einmal ein Gemeindegliedertreffen auf der Hardtmühle. Im Hof war die Festversammlung, die Prediger Simon hielt. Die Leute kamen von Karlsruhe-Durlach und Grötzingen. Prediger Schaller verstand es gut mit der Jugend und machte auch Radwanderungen mit uns, einmal bis in die Gegend von Kaiserslautern. Nach seiner Heirat wurde Prediger Schaller versetzt, weil die Wohnung in Landau zu klein war für die Familie.“
Mitte 1937 kam Prediger Kohlhammer nach Landau und wohnte auch bei Fräulein Mann. Mit der Neustadter Jugend fanden Jugendtreffen im Garten von Fräulein Mann und auch auf der Hardtmühle statt. Zu den Gottesdiensten auf der Hardtmühle kam auch eine Gruppe „Möttlinger“. Nach den Gottesdiensten gab es Kaffee und Kuchen. Es wurde viel gesungen.
Als Prediger Kohlhammer 1939 zum Kriegsdienst eingezogen wurde, erfolgte die „Versorgung“ der Gemeinde wieder von Pirmasens und zeitweise auch von Karlsruhe-Durlach aus. Zu den Gottesdiensten kamen die Prediger Hermann Mann und Schneck, die Laienprediger Schmitt, Schreck, Schroeter, Zinnecker (von Pirmasens) und auch andere Laien von Durlach. Auch Superintendent Beisiegel und Sohn Karl Beisiegel, später Superintendent Hoffmann.
Nach dem Krieg betreute Prediger Kurt Quiring, der spätere Superintendent, von Pirmasens aus die Gemeinde. Es fanden auch größere Gemeindefeste auf der Hardtmühle statt. Mit Bussen kamen die Pirmasenser auf die Hardtmühle. Im Hof waren Tische und Bänke aufgestellt. Zum Mittagessen gab es Eintopf. Auch aus dem Badischen wurde die „Hardtmühle“ aufgesucht.
Die Jährliche Konferenz in Heidelberg erklärte 1948 den seitherigen Teilbezirk Vorderpfalz zum selbständigen Bezirk, der aber bereits im Jahre 1951 wieder aufgelöst wurde. Die Stationen Bergzabern, Kandel und Herxheim (früher Landau) kamen zur Gemeinde Speyer, während Neustadt dem Bezirk Ludwigshafen angegliedert wurde.
Viele Gottesdienste hielt zu der damaligen Zeit Laienprediger Rudolf Schiele, später Konferenz-Leienführer. Mit Rudolf Schiele gab es auch einen sehr großen Jugendkreis (Alter 17- fast 60 Jahre). Aus der Zeit von Weihnachten 1946 bis 02.10.1949 ist noch das „das goldene Buch“ vorhanden, in dem über die einzelnen Jugendstunden berichtet wird. Außerdem gab es eine große Sonntagschule. Die Weihnachtsfeiern der Sonntagschule fanden im „Pfälzer Hof“ statt. Im Chor waren 20 und mehr Sängerinnen und Sänger. Die Theatergruppe trat auch auswärts auf.
Nach dem Krieg gab es Mehl auf der Hardtmühle und „Kehrpakete“ von methodistischen Gemeinden aus den USA, die an die notleidende Bevölkerung verteilt wurden.
Gut besuchte Evangelisationen fanden immer wieder statt. Nach Prediger Gustav Wohlrabe (1949) kam Prediger Arthur Diebel im Oktober 1950 auf den Bezirk Speyer, zu dem Kandel gehörte. Am Anfang wurde er von Heiner Günther mit „2 Fahrrädern“ vom Bahnhof Kandel abgeholt. Später dann mit dem Auto. Zu seiner Zeit wurde die Jugendarbeit wieder aufgenommen. Ab und zu ging die Jugend mit einem Lastwagen von Johannes Günther auf Tour.
Im August 1956 wurde Pastor Wilhelm A. Blecher auf den Bezirk versetzt. Die erste Modernisierung des Gemeindesaales fand statt. Vom 15.06.-02.07.1958 wurde auf dem Marktplatz in Kandel auf Allianzebene eine Zeltmission (EmK-Zelt) veranstaltet mit Pastor Stoßberg und Volksmissionar Steck.
Da nur jeden zweiten Sonntag Gottesdienst war, wurde eine 14-tägige Bibelstunde bei Familie Karl Pausch eingerichtet (in der Woche, wo sonntags kein Gottesdienst stattfand). Regelmäßig waren Evangelisationen im „Pfälzer Hof“.
1960 gründete Rudolf Meichßner den Bläserkreis. Hans Wilhelm Günther begann 1964 mit der Jungschararbeit.
Nach 11 Jahren als Leitender Pastor auf dem Gemeindebezirk ging Pastor Wilhelm A. Blecher in den Ruhestand (September 1967) und Pastor Dieter Kunzmann trat die Nachfolge an.
Der Gemeindesaal auf der Hardtmühle, Eigentum von Familie Else und Heiner Günther, wurde erweitert und mit einem Anbau (Eingang und Garderobe) versehen. Viele Kinder kamen zur Sonntagschule und zur Jungschar. Pläne bestanden zum Bau eines Kindergartens mit Gemeinderäumen in Kandel. Mit dem damaligen Bürgermeister Oskar Böhm wurden deshalb mehrere Gespräche geführt. Aus Kostengründen wurde das Projekt nicht ausgeführt. Was damals noch nicht so üblich war, Pastor Kunzmann entwickelte ein Konzept zum Aufbau der Gemeinde. Die Gemeinde sollte direkt in Kandel präsent sein. Unter Pastor Kunzmann wurde Kandel zur Selbständigkeit geführt und damit gleichberechtigter Partner der Gemeinde Speyer auf dem Bezirk.
12 Jahre tat Pastor Michael Moerschel Dienst auf dem Gemeindebezirk von September 1975 bis August 1987. Es gab den größten Einschnitt für die Gemeinde. Die Hardtmühle, zwar idyllisch im Wald gelegen, war von der Stadt Kandel zu weit entfernt. Außerdem wurden die Räume auf der Hardtmühle für die Gemeindearbeit zu klein. Gegen Ende seiner Amtszeit erfüllte sich daher ein langersehnter Wunsch. Die ehemalige „Bienwald-Gaststätte“ wurde am 14. April 1986 gekauft und unter Architekt Joachim Schenker in über 7000 freiwilligen Arbeitstunden zum Gemeindezentrum Friedenskirche umgebaut. Am 1. Adventssonntag 1986 fand mit Superintendent Theodor Mann die Einweihung statt. Unter Mitwirkung des gemischten Chors der GV Eintracht Büchelberg, der EmK-Chöre Karlsruhe-Durlach und Kandel sowie der Bläserchöre der EmK Bad Kreuznach / Pirmasens.
Aus dem Tanzsaal wurde ein Gottesdienstraum, aus der Gaststätte Gruppenräume. Im 1. Halbjahr 1987 kam dann noch der Ausbau der Wohnung zur Pastorenwohnung hinzu. Die Gesamteinweihung war mit einem Tag der offenen Tür im Mai 1987 in Anwesenheit von Bischof Hermann Sticher.
Es bewahrheitete sich, daß die Evangelisch-methodistische Kirche eine Familie ist. Gemeinden, Gemeindeglieder und die Südwestdeutsche Jährliche Konferenz brachten einen Betrag von rd. DM 190 000,- zur Finanzierung auf. Kandel wurde zur Neulandmissions-Gemeinde erklärt. Insgesamt betrugen die Kosten für den Erwerb und den Ausbau über DM 700 000,-.
Die Dienstzuweisung an Pastor Philipp Zimmermann im September 1987 auf den Bezirk Speyer/Kandel war mit dem Wohnsitz in Kandel verbunden. Damit wurde ein neuer Akzent der Bezirksarbeit gesetzt.
Kandel war nun mehr im Blick der SWJK, was sich als positive Herausforderung auswirkte. Es war die Chance, die Gemeindearbeit neu zu strukturieren. Eine Konzeption mußte im Gemeindevorstand entwickelt werden. „Gemeinde als ein Zeichen für Gottes Ja zum Menschen“, war die Theologische Grundaussage, und als Hauptziel wurde formuliert: „Kirche für die Menschen am Ort“ zu sein. In kleinen Schritten mußte dies umgesetzt werden.
Dabei war klar, daß es kein Programm sein konnte, das an den Bedürfnissen der Menschen vorbei ging. Es kistallisierten sich die Schwerpunkte Kinderarbeit, Elternarbeit und Öffentlichkeitsarbeit heraus.
„Kirche für Menschen am Ort“ zu sein beinhaltete auch, die Räumlichkeiten für Gruppen mit sozialem Engagement zu öffnen. Der „Verband Alleinerziehender Mütter und Väter“ oder das „Frauen- und Familienzentrum“, die in unseren Räumen Zusammenkünfte abhielten, waren immer wieder gern gesehene Gäste des Gemeindezentrum Friedenskirche.
Aber auch Elternabende der Grundschule, Deutschkurse für Kinder und für Aussiedler, Schulungen mit Langzeitarbeitslosen durch die Fa. IBIS, wurden in unseren Räumen durchgeführt.
Die „Bürgerinitiative gegen Tiefflüge Kandel“, die „Musikschule“ oder der „Verband Alleinerziehender Mütter und Väter, waren Bereiche, in denen sich eine ganze Reihe Gemeindeglieder aktiv engagierten und so am kommunalen Leben beteiligten.
In der Jugend wurden ebenfalls neue Möglichkeiten ausprobiert. Konzerte mit christlichen Liedermachern (Christian Loer, Pat Garcia, Christoph Zehender, Beate Ling-Zappel, Irish-Folk, KaJoMa-Spirit, früher „Johann Günther in Concert“) im Gemeindezentrum Friedenskirche setzten klare Akzente in der Öffentlichkeit. Die Gruppe „KaJoMa-Spirit“ aus Kandel führte einige erfolgreiche „Wohltätigkeitskonzerte“ für die Opfer von Burundi im Gemeindezentrum Friedenskirche durch.
Dazu gehörten auch mehrere JMM-Veranstaltungen (Junge Menschen missionieren) mit der Partnerstadt Whitworth, sowie Jugend- und Gemeindebegegnungen mit der Partnergemeinde Marienberg/Erzgebirge. Dieser Kontakt wurde gerade auch nach der Wende weiter gepflegt.
Der jährlich durchgeführte Basar hat auch über die Rheingrenzen zum Nachbarbezirk Karlsruhe Brücken geschlagen. So sind gute nachbarschaftliche Kontakte zur Gemeinde Knielingen und Karlsruhe gewachsen, die ihre Resonanz in gegenseitigen Besuchen bei besonderen Veranstaltungen (Basare, Turmfeste, usw.) finden.
Die Zusammenarbeit in Ökumene und der Evangelischen Allianz sind der Gemeinde ebenfalls wichtig.
An den ökumenischen Bibelwochen im Januar und den daraus resultierenden ökumenischen Bibelarbeiten beteiligt sie sich rege. Seit 1988 gestaltet die protestantische, katholische und evangelisch-methodistische Kirche ökumenische Schulgottesdienste, z.B. mit den Schulanfängern zu Beginn des Schuljahres oder mit anderen Klassen der Grund- und Hauptschule.
Wir beteiligen uns aktiv an den Veranstaltungen des „ökumenischen Arbeitskreises Kandel“, der Gesprächsabende und ökumenische Gottesdienste vorbereitet und durchführt. Das „ökumenische Frühstück der Hauptamtlichen“ ist bis heute eine gute Möglichkeit, sich besser kennenzulernen und Informationen weiterzugeben.
Zu den Aktivitäten der Evangelischen Allianz gehört neben der Allianzgebetswoche, u.a. jährlich eine Bibelwoche in der protestantischen Kirche in Erlenbach.
– Historie wird weitergeführt…